mgen autoguider

Über das Guiden mit dem LACERTA MGEN Stand Alone Autoguider…

Auf Abbildungen möchte man ja gerne möglichst runde Sterne sehen. Wenn man Sterne jedoch länger Belichtet, werden sie naturgemäß strichförmig. Motorisierte Montierungen der Mittelklasse vermögen dies für die ungefähre Dauer von 30-60sec auszugleichen. (Hängt natürlich auch davon ab, wie genau man arbeitet!) Für längere Belichtungszeiten und um das Herausdriften des Hauptmotivs aus dem Sensorbereich zu verhindern, wird das sogenannte „Guiding“ notwendig. Jedes Getriebe läuft bis zu einem gewissen Grad ungenau. Diese Tatsache beruht auf dem  Schneckenfehler, der bei verschiedenen Montierungen unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Beim Guiden wird versucht einen Stern zu fixieren und mittels der Berechnung von kleinsten Positionsabweichungen die Motoren der Montierung so zu manipulieren, dass das Teleskop haargenau auf den selben Himmelsausschnitt gerichtet bleibt.

Hier möchte ich kurz meine Erfahrungen mit dem MGEN-Guider umreißen. Es soll weniger um technische Details als um das praktische Arbeiten mit diesem Gerät gehen. (technische Details kann man ohnehin den diversen Verkaufshomepages entnehmen…)

Normalerweise funktioniert Guiden so: Man benötigt 2 Rohre. Eines für die eigentliche Aufnahme und ein sogenanntes Leitrohr. Dabei ist es üblich die Brennweite des Leitrohrs in etwa doppelt so lange zu wählen, wie die Länge des Rohres an dem die Kamera angeschlossen ist. Nehmen wir also eine durchschnittliche Brennweite von 800mm zum Fotografieren, so muss die Länge des Leitrohrs 1600mm betragen. Das Leitrohr kann dabei ruhig von minderer Qualität sein und um die nötige Brennweite zu erreichen könnte man auch eine Barlow-Linse verwenden. Ist die Brennweite nicht ausreichend hoch, dann wird das Guiden fehlerhaft sein und das würde ja wohl kaum dem Sinn der Sache entsprechen. Weiters braucht man einen Laptop und eine CCD-Kamera aus der eher günstigen Abteilung. Oft werden z.B. Planetenkameras mit einem Autoguideranschluss angeboten und dieser ist natürlich unverzichtbar. Auf dem Lap-Top muss eine Guiding-Software installiert sein. (Gibt es zum Kaufen aber auch gratis im Netz) Beim Autoguiding wird dann ein Stern nahe des Objekts, das sich endlich auf der Abbildung wiederfinden soll, mit dem Leitrohr anvisiert. Ein Computerprogramm analysiert dann ständig die Abweichung des Sterns von seiner ursprünglichen Position und korrigiert diese mittels der gezielten Manipulation der Motoren der Montierung. (Beim manuellen Guiding sieht man durch das Leitrohr hindurch und korrigiert mittels des hauseigenen Zentralcomputers…)

Hört sich eigentlich nach einer machbaren und günstigen Lösung an…

(Alternativ zum Leitrohr kann man auch mit einem sogenannten Off-Axis-Guider arbeiten. Der Off-Axis-Guider hat einen doppelten Lichtweg. Es können also Kamera und Guidingkamera angeschlossen werden. Ein geeigneter Guidingstern muss allerdings bei dieser Methode sehr nahe am Objekt liegen und manche Objekte kommen so als Motiv schlicht und einfach nicht in Frage.)

Die Sache mit dem Leidrohr

In der Praxis ist das jedoch alles nicht so einfach. Die Rohre müssen sehr genau aufeinander abgestimmt sein und von der verwendeten Montierung auch getragen werden. Eine Barlow zu verwenden ist ohnehin nie einfach und die einzelnen bunt zusammengewürfelten Teile wie Software, Kamera, Leitrohr usw sind meist nicht sofort miteinander kompatibel. Der Workflow gestaltet sich dann folgendermaßen: Rohr aufstellen, einnorden, Zielobjekt suchen und dann geht’s aber erst los…einen Stern finden, der hell genug ist und in der Nähe des eingestellten Objekts liegt. Den Stern im Leitrohr einstellen und dann Computer und Webcam dazu bringen, dass sie den Stern verfolgen und die nötigen Signale an die Montierung weitergeben. Nicht selten ist nach all der zahlreichen kleinen Handgriffen, die zu tun sind, das abzubildende Objekt schon wieder ein Stück gewandert, oder man hat das empfindliche System aus Rohren und Motoren an der falschen Stelle berührt und es muss neu justiert werden. Wirklich mühsam das alles und das ist denke ich auch der Grund warum das Leitrohr von vielen Astrofotografen als „Leidrohr“ bezeichnet wird. Mich hat das Guiden immer furchtbar  genervt und oft genug hätte ich meine ganze Ausrüstung am liebsten meinem Nachbar über den Zaun geworfen. Soll der doch guiden…

Das Problem war nicht nur, dass ich das Guiden als mühsam empfand. Meist war das von mir erzeugte Guidingsystem nicht besonders zuverlässig und musste selbst ständig kontrolliert werden. Wenn der Guidingstern dann verloren war, dann war es  wieder nötig neu zu justiert usw…pfffff…

Irgendwann ging ich dann in mich und habe mich gefragt, was das Guiden eigentlich so mühsam macht. Ich kam darauf, dass Lap-Top und Fernrohr keine gute Kombination für mich sind.  Wenn sichs nicht vermeiden lässt, dann darf er mit raus aber in allen klaren Nächten brauch ich ihn wirklich nicht mit dabei…

…“Vielleicht ist eine Stand-Alone-Lösung besser für mich“ dachte ich mir und um nicht so tief ins Börserl greifen zu müssen, hab ich mir den Guider von Skywatcher angeschafft. Der ist jedoch sehr bald wieder am Gebrauchtmarkt gelandet. Warum? Gleiches Problem! Scheißkomplex das Ganze. Das ist sicher kein schlechtes Gerät, aber eben auch eher für das klassische Guiden mit Hauptrohr und doppelt so langem Leitrohr gedacht…

…nun gut, da ich alles noch original und in sauberen Zustand hatte, hab ich beim Kauf und Verkauf des Skywatcher-Guider keinen nennenswerten Verlust gemacht…

…also letzter Versuch. In Wien befindet sich ja der Teleskop-Austria-Shop und so konnte ich die Hufeisen direkt beim Schmied abholen. „Her mit dem Superguider“ hab ich gesagt und gefragt was ich da denn für ein Leitrohr brauche. Ein 9×50 Sucher wurde auf den Tisch gelegt. „Was? Einen Sucher?“ Na gut wenn die das sagen…lieber die Rechnung gut aufbewahren…

Firstlight:

Der MGEN-Guider besteht aus einer Kamera und einem kleinen Computer. Beide Komponenten sind sozusagen eine Einheit, die nur gemeinsam funktioniert. Mittels eines Adapters hab ich das T2-Gewinde des Guiders an den Sucher geschraubt und diesen einfach auf das Teleskop aufgesteckt, das Gerät eingeschaltet, die Kabel verbunden, mich im Menü zur automatischen Sternsuche durchgeclickt und siehe da, gleich beim ersten Anlauf ein gefundener Stern. Nach dem Auffinden eines Sterns werden mittels einer Kalibrierung die Motoren getestet und es kann geguidet werden. Wahnsinn! „Der arbeitet mit Subpixelgenauigkeit“ hallt es in meinem Gehirn nach. Das war die Erklärung, die man mir gab, als ich wissen wollte warum ich jetzt plötzlich nur ein Suchfernrohr brauche um zu guiden.

Seither bin ich nie enttäuscht worden. MGEN ist unkompliziert und zuverlässig. Er ist sicher nicht billig, dabei aber jeden Cent wert!

mgen (1 von 1)

Links der Computer (hat ein schickes Retro-Design) und rechts das kleine Leitröhrchen…

Beim Autoguiding geht es eigentlich darum einen Roboter zu bauen.  Die Muskeln sind die Motoren der Montierung. Das Auge ist das Leitrohr (oder eben nur ein Sucher…) mit einer Kamera. Das Gehirn ist der Computer und fertig ist ein Wesen, das seine Umwelt wahrnehmen und darauf reagieren kann…der MGEN ist ein mehr als würdiges Gehirn für meinen Roboter!

Vor meiner Haustür sind leider nur Einzelbelichtungen a 2 min sinnvoll. Wirklich lange Belichtungszeiten (40min) sind aber überhaupt kein Problem. Die Sterne bleiben rund. Hab ich auch schon getestet! Bemerkenswert ist auch, dass nicht so extrem dichte Wolken den MGEN vom guiden nicht abhalten. So muss man nicht gleich alles wieder neu einstellen, wenn mal ein Wölkchen vorbei zieht.

Der MGEN übernimmt nicht nur das Guiden sondern ist auch fähig Spiegelreflex.- oder CCD-Kameras auszulösen. Das hat folgenden Vorteil: Normalerweise müssen ja zur Rauschunterdrückung sogenannte Darkframes angefertigt werden. Dabei darf an Rohr oder Kamera nichts verändert werden. Auch nicht die Außentemperatur. Also der Plan das Röhrl ins Warme zu tragen und dort Darkframes zu machen, oder gar erst nächsten Tag, funktioniert leider nicht. Lediglich der Schutzdeckel muss natürlich aufs Rohr gesteckt werden. (sonst sind sie ja nicht dunkel die Darkframes) Die Darkframes helfen das Rauschen zu unterdrücken, das sich durch das Überlagern vieler Bilder aufsummiert. Der MGEN macht nun folgendes: Nach jedem Foto ändert er die Position, auf die das Hauptrohr zeigt, ganz leicht ab. Dadurch belegt die gleiche Lichtinformation nicht ständig das gleiche Pixel und das Rauschen reduziert sich beim Stacken ganz ohne Darkframes. Diese Angelegenheit nennt man Dithering…sie macht Darkframes entbehrlich…

Man kann den MGEN auch so einstellen, dass er nur die RA- Achse guidet. Das kann sinnvoll sein, wenn man eine sehr kleine Montierung, wie den Star-Adventurer verwendet. Zusätzlich zu seinen Guider-Funktionen bietet der MGEN aber noch mehr. Er zeichnet seine Aktionen, sofern man das wünscht, auch auf und man kann ihn somit zur genaueren Analyse von Montierungen benutzen.

Ausnahmsweise empfehle ich beim Thema „Guiding“ also dick in die Tasche zu greifen. Tut mir leid!

PS: Nein ich bekomme von Lacerta kein Geld für diesen Beitrag. Eigentlich möchte ich es ja vermeiden Werbung zu machen, aber dieses Teil ist eben wirklich gut und so lässt es sich leider nicht vermeiden…

trash on!